4 Zeichen

In Zeiten des Virus – in Anlehnung an The Age of Aquarius nenne ich sie mal Age of Corona – sehen wir vielen Dingen ins Auge, die wir nur allzu ungern betrachten: unserer Sterblichkeit; Selbstdisziplinlosigkeit von uns und unseren Mitmenschen; der Frage danach, wie belastbar unsere Beziehungen oder das Gefüge in der Familie sind; mangelnde Vorbereitung auf die schlechten Tage im Leben (ob im Beruf oder Zuhause)…

All das schwingt im Hintergrund mit, wenn wir spüren, wie unwohl uns in unserer Haut ist, eng aufeinander hockend in unseren Häusern und Wohnungen, grübelnd darüber, wo und wie ein Ausweg aus diesem Schlamassel wohl erreichbar scheint. Da hilft auch kein noch so großer Klopapiervorrat. Und zurzeit sendet uns unsere Regierung ständig Signale, dass er erst einmal eher größer als kleiner wird, der Schlamassel.

Dabei trösten wir uns gemein hin darüber hinweg, dass das ja alles nicht von Dauer sein wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt und so gehen wir davon aus, dass wir bald zur alten Normalität zurückkehren können - aber tun wir das?

Ich denke es wird mindestens vier Zeichen geben, anhand derer wir – sobald wir sie sehen – sicher sein können, dass eine Rückkehr zur alten Normalität nicht stattfinden wird:

1. Kurzfristige Legalisierung von Marihuana und Hasch
2. Staatliche Einführung einer Krypto-Währung
3. Die Rentenversicherung wird angewiesen, Anteile deutscher Unternehmen zu kaufen
4. Ein europäisches Kernland lässt sich von China „sponsern“.

Die innere Ordnung unseres Staates und in Europa ist heute ruhig aber angespannt. Ob sich die Bevölkerung lange an Beschränkungen der Bewegungsfreiheit halten wird ist ungewiss. Freiwillig scheint es jedenfalls vielerorts nicht zu klappen, so dass wir die Infektionskurve nicht ausreichend abzuflachen scheinen. Und noch funktioniert ja mit wenigen Ausnahmen alles. Wenn wir Deutschen aber Szenen wie aus Bergamo in Bergedorf oder Bamberg sehen, dann wird das ggf. schon noch anders. Und wenn die innere Ordnung zusammenzubrechen droht, dann ist die Frage, ob es nicht einfacher ist, die Bevölkerung mit legalisierten Drogen ruhig zu stellen, als ein größeres Durcheinander zu riskieren. Daher: sollte die Legalisierung von Drogen kurzfristig auf’s Tapet kommen, so ist für mich klar, dass Ersatz für die fehlenden Ablenkungen (Bundesliga etc.) geschaffen werden und die Bevölkerung „befriedet“ werden soll.

Im Zweifrontenkrieg (war noch nie eine gute Idee) zwischen Gesundheit/Innerer Ordnung einerseits und der Wirtschaft andererseits sind unsere Regierenden Gefangene. Sie werden via Zentralbanken, Förderbanken und mit Bürgschaften, schlussendlich auch mit der Druckerpresse für neues Geld, über Kredite so viel von der Wirtschaft zu retten versuchen, wie irgend möglich. Welche andere Wahl haben sie auch schon? Also wird die Verschuldung der Staaten und außerbilanziellen Einrichtungen (EZB, Bundesbank….) in astronomische Höhen steigen. Ob diese Schulden jemals wieder zurückbezahlt werden können ist fraglich, da wir schwerlich aus dem Tal werden herauswachsen können wie wir es nach dem zweiten Weltkrieg in den meisten industrialisierten Ländern vermochten. Also wohin dann mit den Schulden? Sie werden gestrichen werden müssen – eine Währungsreform wird dann unausweichlich sein. Und wie ist diese bestmöglich vorzubereiten? Indem man sie digital im Hintergrund einführt, statt physisch Münzen und Scheine irgendwo drucken zu lassen. Daher: wenn wir statt der Verurteilung von Libra und Bitcoin plötzlich eine Akzeptanz digitaler Währungen durch unsere Institutionen bekommen – unter der Voraussetzung, selbstverständlich, dass sie es sind, die die Regeln dafür festlegen und die Währung „managen“ – dann ist das m.E. ein weiteres Zeichen, dass back to normal nicht kommt.

Bevor es aber so weit ist könnte noch der Versuch unternommen werden, statt (oder zusätzlich dazu) die Wirtschaft mit Krediten an der Wasseroberfläche zu halten, Equity – also Beteiligungskapital – an die Wirtschaft zu verteilen. Hierfür würde sich die Renten­versicherung eignen, die mit der Anlage in (hoffentlich) wieder erstarkende Unternehmen dazu beitragen könnte, zwei Lücken zu schließen: die demographische (wenigen Rentenzahlern stehen Stand jetzt aufgrund der Langlebigkeit von Rentnern zu viele Empfänger gegenüber) und die Liquiditäts- und Eigenkapitallücke vieler Unternehmen.

Last not least: sicher wird nichts mehr so wie vorher sein, wenn das erste Land Kerneuropas sich von China sponsern lässt. Serbien (nicht gerade Kerneuropa) und Italien haben bereits erste klare Anzeichen dafür gezeigt, dass sie mit der Solidarität der europäischen Geschwister extrem unzufrieden sind. Unter dem ökonomischen und ordnungs­politischen Stress, der sich in den nächsten Monaten noch steigern wird, könnte der Ausweg verlockend erscheinen, sich einem anderen Block zuzuwenden, sozusagen das Franchise System zu wechseln. Mit der Neuen Seidenstraße versucht es China ja bereits massiv, politischen Einfluss mit wirtschaftlichen Fördermitteln zu sichern. Erste Lieferungen mit Hilfsgütern, Beatmungsmaschinen und Ärzten aus China sind bereits Mitte März in Rom gelandet.

In keinem dieser Zeichen liegt eine Wertung von mir, dass die Zukunft danach nicht spannend und vielleicht sogar lebenswert sein könnte. Klar ist aber, dass die Zeitrechnung bc/ad (Before Christ / Anno Domini) zukünftig dann eher ersetzt wird durch bc/ac für before/after Corona und wir somit gewahr werden sollten, dass CoVid-19 eine Zeitenwende darstellt.

Bleibt gesund - heiter weiter!

Nachtrag:

Im Artikel Virtual Money (Economist April 23, 2020) finden wir deutliche Zeichen, dass eine Krypto-Währung in Staatskontrolle nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.