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Wenig Beachtung? Auf eigene Gefahr!

 

Leicht zu übersehen war der kurze Artikel im Economist „Germany’s last hurrah in a changing world“ vom Berliner Bürochef Tom Nuttall des Nachrichtenmagazins in „The World in 2020“ (The Economist, Ausgabe 21. November 2019). Darin werden Deutschland Schwierigkeiten attestiert, sich politisch und wirtschaftlich der sich verändernden Welt anzupassen. Schwierigkeiten, die für den aufmerksamen Beobachter weithin sichtbar sind, die wir aber nur auf eigene Gefahr unbeachtet lassen können.

 

Beachtung findet hierzulande dieser Tage, dass Tesla an der Börse mehr Wert ist als VW. Darin drückt sich Vertrauen aus, das Investoren in die Vision und die zukünftige Leistungsfähigkeit von Elon Musk’s Unternehmen haben (ungeachtet der Tatsache, dass Tesla auch 2019 nicht profitabel war während VW weltweit Milliardengewinne erwirtschaftet hat). Dass selbst der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG Herbert Diess in einer weit publizierten Brandrede vor der Konzern-Führungsmannschaft gegen die Beharrungskräfte in seinem Konzern vorgehen muss, passt in das Bild, das Nuttall zeichnet. Da stimmt das Interview im New Mobility Podcast Moove der auto motor sport mit dem Leiter der Konzernstrategieabteilung und der Marke VW, Michael Jost, nur vorsichtig optimistisch. Jost sagt, VW habe festgestellt, ein bisschen Evolution reiche nicht. Eine fundamentale Entscheidung sei in 2018 getroffen worden, nicht über Restriktionen von Gesetzgebung nachzudenken sondern über die Vision einer CO2neutralen Gesellschaft. Der Konzern habe sich darauf auszurichten und ein Commitment dazu abzugeben. Diese Vision scheint aber auch im zweiten Jahr nach der Entscheidung noch nicht von allen 660.000 Mitarbeitern mitgetragen zu werden.

 

Zum Ende des Weltwirtschftsforums in Davos stehen sich die Forderungen der Friday’s for Future Bewegung mit denen der Wirtschaft scheinbar unverändert antagonistisch gegenüber. Der Versuch von Siemens, mit alten Mitteln (Anbieten eines Aufsichtsratspostens) Protagonisten der Bewegung zu vereinnahmen, helfen nicht bei der Überwindung der Kluft. Da hilft schon eher die Aufforderung von Larry Fink, CEO von BlackRock, einem der, wenn nicht dem größten globalen Institutionellen Anleger. Fink schrieb an Unternehmenslenker weltweit, sich auf eine fundamental rasant verändernde Finanzwelt schnellstmöglich einzustellen, die Klimawandel, Klima Risiken für die Wirtschaft und jedes einzelne Unternehmen als Kriterium für Anlageentscheidungen mit einbezieht. Er formulierte, dass es schon bald – und früher als von den meisten erwartet – zu einer erheblichen Umverteilung von Kapital kommen wird.

 

Die Veränderungsgeschwindigkeit, die hier eingefordert wird, ignoriert die Leitung eines börsennotierten Unternehmens auf eigene Gefahr. Aber diese Herausforderung ist nicht eine Frage der Börsennotierung. Sie ist eine Frage der Bereitschaft, jetzt zu revolutionieren, neu zu denken und sich von überkommenen Denkmustern zu trennen. Der Business Roundtable, ein Zusammenschluss von rund 200 Unternehmenslenkern in den USA hat dies im Sommer 2019 getan, als die Entscheidung gefallen ist, nicht mehr ausschließlich den Shareholder Value, sondern das nachhaltige Committment allen Stakeholdern gegenüber in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen. Hier war Deutschland traditionell immer weniger eindimensional ausgerichtet. Jedoch kann sich Deutschland und können sich deutsche Firmen nicht darauf ausruhen. Sie müssen jetzt entschieden und so schnell wie zuversichtlich handeln, um die notwendigen Anpassungen zu durchdenken und auszuführen. Sonst bewahrheitet sich die vom Economist formulierte Prophezeiung.

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