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Interim to perm geht anders – wenn überhaupt

 

Lieber Jürgen, das hast Du falsch verstanden. Wer als Interim Manager (IM) geholt wird hat keinen Anspruch auf permanente Beschäftigung und bestimmt nicht die Prioritäten. Die Bürde, die darin steckt, in Momenten großer Umbrüche in eine Organisation geholt zu werden, um in Zeiten maximaler Verunsicherung das Ruder zu führen, ist eine besondere. Sie geht einher mit einer besonderen Verantwortung. Sie verlangt mit Erfahrung und Charakter als Außenstehender, der nicht in den Systemen und den Logiken der „Eingeborenen“ verfangen ist, das Beste für die Organisation, nicht für sich selbst, zu tun.

 

Klar gibt es notwendige Rahmenbedingungen, die man als Interim Manager braucht, um effektiv zu sein. Diese Rahmenbedingungen muss man vor Antritt schaffen. Es muss die Aufgabe klar sein: soll verwaltet oder umgestaltet werden? Soll evolutionär oder revolutionär verändert werden, was zu ändern ist? Wie ist der Zeitplan, was sind die Prioritäten? Welche Befugnisse hat man für den Auftrag? Wenn bestimmte notwendige Rahmenbedingungen (z.B. Alleinvertretungs­berechtigung) nicht vor Antritt der Aufgabe geregelt sind, dann muss man nachjustieren, aber das innerhalb des Auftrags. Oder man muss mit dem Auftraggeber eine neue Vereinbarung für die anstehenden Aufgaben treffen.

 

Jeder IM macht die Erfahrung, dass Schrauben im Räderwerk einer fremden Organisation nicht unendlich viele Umdrehungen vertragen. Nach fest kommt ab. Also muss man den Einsatz der Mittel dosieren und nicht jede (durchaus auch notwendige und sinnvolle) Veränderung gleichzeitig und mit maximaler Wucht herbeiführen wollen. Dafür bedarf es eines Händchens, bedarf es der Erfahrung.

 

Gelingt dabei alles? Bestimmt nicht. Solange mehr gelingt als misslingt, solange die Dinge gelingen, die die höchste Priorität haben, so lange kann man als IM mit Fug und Recht behaupten, man habe seine Vergütung verdient. Schielt man darauf, aus seiner Rolle eine permanente zu machen, dann wird man der Aufgabe selten gerecht, weil ein Interessen­konflikt auftritt. Das Interesse, seine Rolle permanent zu machen (und mit vorteilhaften Konditionen zu versehen) konkurriert mit dem Interesse, die Interim Aufgabe effektiv zu erledigen.

 

Und umgekehrt: wird man als IM aus der Interim Rolle in die permanente beidseitig gewollt gehoben, so ändert sich die Dynamik ebenfalls. Die Neutralität des unabhängigen Experten geht verloren, der für sein professionelles Urteil, nicht für seine Anpassungsfähigkeit an die Organisation geholt wurde. Die Veränderung (in Beraterkreisen teilweise „go native“ genannt) beeinflusst die Erfolgsaussichten der Aufgabe und die Interaktion mit der Organisation erheblich.

 

Insofern, lieber Jürgen, muss es ein Missverständnis gewesen sein, dass Du Dich als IM hast betätigen wollen. Deine Expertise ist unbestritten. Deine Visionen für die Organisation bestimmt bedenkenswert. Deine Analyse der Problemzonen und möglicher Verhinderer in der Organisation wahrscheinlich sogar richtig. Die Wahl Deiner Vorgehensweise war aber offenkundig falsch. Du hinterlässt die Organisation geschwächt. So macht man keine erfolgreiche Arbeit – weder als Interim Manager noch als Permanenter.

Ab Mitte August 2023 stehe ich für Projekte, Beratung, Interim-Rollen wieder zur Verfügung. Sprechen Sie mich gerne an - zu meiner Erfahrung, zur Transformierung Ihres Geschäfts (digital oder mental) und wie ich Ihnen dabei helfen kann, Werte zu schaffen und zu bewahren.